Marktplatz der Kältetechnik

12.10.2022

cci Branchenticker SPEZIAL

Autor: Peter Reinhardt

Kältetechnik fürs Kino
Das Thema der Fachkräftegewinnung beschäftigt die Kältebranche auch auf der Chillventa. In einem "Expert-Talk" haben Vertreter aus Handel, Industrie und Handwerk die aktuelle Lage diskutiert. Tenor: "Wir müssen (noch) mehr tun!"

Expert-Talk auf der Chilventa. Von rechts im Bild: Engelbert Rieder (Robert Schiessl), Heribert Baumeister (BIV), Ulrich Harm (Bitzer) und Moderator Matthias Schmitt (KKA) (Abb. © cci Dialog)

Das Gute ist: Zahlreiche Unternehmen engagieren sich im Kampf gegen den Fachkräftemangel - sei es in ihrem direkten Umfeld oder bundesweit bei verschiedenen Initiativen. Aber im Ergebnis mangelt es der Kältebranche dennoch an Fachkräften. "Wir müssen uns in diesen Zeiten noch mehr um die Menschen kümmern", sagte Engelbert Rieder, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Robert Schiessl GmbH. Der technische Großhändler für Kälte- und Klimatechnik habe zuletzt die Ansprüche bei der Auswahl seiner Auszubildenden nach unten geschraubt und zugleich mehr ins eigene Coaching investiert. Zudem unterstütze das Unternehmen Mitarbeiter ganz konkret bei der Wohnungssuche im Großraum München.

"Attraktiv sein - und sichtbar", empfiehlt und praktiziert derweil Ulrich Harm als Personalverantwortlicher beim Kühlmaschinenbauer Bitzer. Dort sei man längst dazu übergegangen, die Zielgruppe über Social Media anzusprechen. Zudem werden für den gewerblichen Bereich Praktika und Hospitationen angeboten, auf der akademischen Schiene gibt es Kooperationen mit Hochschulen wie der Technischen Universität Dresden. "Kaufe Haltung, entwickle Fähigkeiten" betonte Harm sein Motto. In einer eigenen Akademie werde bei Bitzer nicht nur die fachliche Ausbildung begleitet, sondern auch die soziale.

Dass das dringend Not tut, wusste Heribert Baumeister, Bundesinnungsmeister im Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks (BIV) als Vertreter des Handwerks zu berichten. "Unsere Unternehmen können heute schon Aufträge mangels Fachkräften nicht mehr ausführen." Dazu komme nun noch der Wärmepumpen-Boom. Die Kampagne "Der Coolste Job der Welt" wertet er dennoch als Erfolg. Auch wenn das nicht genüge, gäbe es anders als in anderen Handwerksbetrieben im Kältehandwerk steigende Ausbildungszahlen. Aber grundsätzlich sieht Baumeister ein Imageproblem. Das beginne schon im Elternhaus junger Menschen, wo nur die akademische Laufbahn im Fokus stehe. "Eine Karriere im Handwerk führt zum gleichen sozialen Status wie eine universitäre Ausbildung", sagte Baumeister.

Doch Kältetechnik ist zu wenig sichtbar. Um das zu ändern, verweist der Bundesinnungsmeister auf einen neuen Imagefilm, der künftig auch im Kino laufen könne. Das sollte ganz im Sinne von Großhändler Rieder sein. "Wir müssen raus aus der Kältewelt", so sein abschließendes Statement. Daher nehme er gerne auch Quereinsteiger auf, zum Beispiel aus dem Maschinenbau oder aus der SHK-Branche, um mit diesen gemeinsam deren Karriere zu entwickeln. "Das bedeutet zwar viel Arbeit, aber der müssen wir uns stellen", sagte Rieder.

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